| Beitrag:Die Wiener Philharmoniker – ein „Herr“-liches 
      Orchester - Radiosendung WDR 5. "Neugier genügt" Autorin: Nadine Dietrich. 
      Sendetermin: 27. Februar 2007 - 10 20 h. Sie werden dirigiert von 
      Berühmtheiten wie Claudio Abbado und Zubin Mehta. Ihre Abonnementkonzerte 
      sind auf dreizehn Jahre ausverkauft und ihr Neujahrskonzert wird in 40 
      Ländern von 65 Millionen Menschen gesehen – die Rede ist von den Wiener 
      Philharmonikern, dem besten Orchester der Welt. Kaum ein Musiker, der 
      nicht von einem Engagement bei ihnen träumt. Und seit dem 27. Februar 1997 
      dürfen auch Frauen mitträumen. Zur Zulassung von Frauen haben sich die 
      Wiener Philharmoniker nicht freiwillig entschieden, sondern 
      gezwungenermaßen durchgerungen. Die Herren wären lieber unter sich 
      geblieben und machen Musikerinnen deshalb noch immer das Leben schwer. 
      Musik: Walzer. Die Wiener Philharmoniker in ihrem Element: ein Walzer von 
      Johann Strauß beim diesjährigen Neujahrskonzert. Sie sind das berühmteste 
      Orchester der Welt, so viel Geld wie sie verdient keiner in ihrem Metier – 
      und auch mit ihrer Frauenquote sind sie einsame Spitze: 0,8 Prozent! Genau 
      eine Musikerin darf sich Wiener Philharmonikerin nennen. An dieser Quote 
      hat sich in den letzten zehn Jahren, seit Frauen erstmals in dem 165 Jahre 
      alten Musikerverein zugelassen wurden, nichts geändert. Wolfgang Schuster 
      (Wiener Philharmoniker): „Bin ich ordentlich frisiert, ja? Gut. - Die 
      heutigen Vollversammlungen des Staatsopernorchesters und der Wiener 
      Philharmoniker haben beschlossen, dass ab sofort Chancengleichheit für 
      Musiker beiderlei Geschlechts bei der Aufnahme in den Verein der Wiener 
      Philharmoniker besteht.“ Kurz gefasst sagte vor zehn Jahren der Wiener 
      Philharmoniker Wolfgang Schuster, dass nun endlich auch Frauen bei ihnen 
      mitspielen dürfen. Und diese Nachricht war eine Sensation! Denn die Wiener 
      Philharmoniker waren seit 1842 ein stolzer Männerverein und wären es wohl 
      auch gern geblieben. Denn dass sich das Orchester aus einer inneren 
      Überzeugung heraus für Frauen öffnete, ist zweifelhaft – sicher dagegen 
      ist, dass es massive öffentliche Proteste gegen die frauenfeindliche 
      Einstellung der Philharmoniker gab und zwar nachdem diese 1996 in einem 
      Interview mit WDR 5 offenbart hatten, was sie von Musikerinnen halten. 
      Damals sagte der Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker Dieter Flury: 
      Dieter Flury: „Wir haben vorhin vom speziell Wienerischen gesprochen, von 
      dieser Art hier zu musizieren. Und das ist für mich auch ein Indiz, dass 
      eben die Art, wie hier musiziert wird, nicht nur ein technisches Können 
      ist, sondern sehr viel mit der Seele zu tun hat, und die Seele lässt sich 
      einfach nicht trennen von den kulturellen Wurzeln, die wir hier im 
      mitteleuropäischen Raum haben und sie lässt sich auch nicht vom Geschlecht 
      trennen.“ Auch der Geiger Helmut Zehetner führte die hohe musikalische 
      Qualität des Orchesters darauf zurück, dass ausschließlich Männer 
      miteinander musizierten. Helmut Zehetner: „Diese Tradition bringt 
      natürlich eine gewisse Art der Musiziergesinnung mit sich, und wenn es 
      jetzt so ist, dass die Holzbläser oder Blechbläser oder auch das 
      Schlagwerk, das auch auf anderen Instrumenten spielt als sonst in der 
      Welt, anders klingt, so ist das eigentlich kein Wunder. Ein Wunder wird's 
      erst dann, wenn man bei den Streichern sieht, dass auf weltweit üblichen 
      Instrumenten ästhetisch völlig andere Klänge erzielt werden als anderswo. 
      William Osborn: „Sie haben die Katze aus dem Sack gelassen und das war ein 
      großer Fehler. Weil ich habe dann das Interview übersetzt und auf dem 
      Internet gestellt.“ Der in Deutschland lebende amerikanische Komponist und 
      erklärte Feminist William Osborn hat sich über die offenen Worte der 
      Philharmoniker regelrecht gefreut. In US-amerikanischen Musikerinnen- und 
      Frauenverbänden fand er engagierte Mitstreiterinnen gegen das 
      frauenfeindliche Orchester. Weiter: William Osborn: „Die amerikanischen 
      Frauen waren absolut empört über die Sexismus in die Wiener 
      Philharmoniker, vor allem weil die Philharmoniker machen jedes Jahr drei 
      Konzerte in der Carnegie Hall in New York City, Carnegie Hall - das ist 
      die berühmteste Konzertsaal in den USA. Und die amerikanischen Frauen 
      haben es einfach unakzeptabel gefunden, dass ein vollkommen sexistisches 
      Orchester ein Forum in Carnegie Hall haben könnte. Sie haben deswegen 
      Proteste organisiert.“ Und zwar so erfolgreich, dass die weltberühmte 
      Carnegie Hall den Wiener Philharmonikern mit Hausverbot drohte. Die 
      österreichischen Grünen ergriffen die Gelegenheit und fragten den 
      Kulturminister: Wie kann es sein, dass 70 Prozent der Absolventen an den 
      Musikhochschulen Frauen sind, aber keine einzige im besten Orchester des 
      Landes spielt? Und genau das forderte auch die Wiener Musikpädagogin 
      Regina Himmelbauer in einer großen österreichischen Tageszeitung. Regina 
      Himmelbauer: „In den kommenden Tagen, mein Anrufbeantworter war an und ich 
      hab dann in den kommenden Tagen zahlreiche anonyme Anrufe bekommen, das 
      weiß ich noch wie heute: Rache für die Philharmoniker – jetzt beginnt der 
      Terror! Also wo ich gedacht habe, es geht um Musik, es geht um 
      selbstverständliche Dinge, daß Frauen eine faire Chance erhalten sollen 
      und da hab ich wirklich das Gefühl gehabt, sogar körperlich gespürt, daß 
      ich in die österreichische Seele, in einem bestimmten Klientel also doch 
      sehr unangenehm hereingestochen habe.“ Regina Himmelbauer hörte immer 
      wieder: „Die Wiener Philharmoniker sind ein privater Verein und dürfen 
      einstellen, wen sie wollen!“ Doch das ist falsch! Denn die Wiener 
      Philharmoniker rekrutieren sich gemäß ihrer Vereinssatzung vollständig aus 
      dem Orchester der Wiener Staatsoper. Und damit keine Frauen im 
      weltberühmten Männerverein landeten, stellte die staatlich voll 
      finanzierte Oper keine Musikerinnen ein - ohne dafür je kritisiert zu 
      werden. 1997 nun stand die jährliche, viel beachtete USA-Tournee bevor, 
      mit der die Philharmoniker üblicherweise eine Menge Geld verdienen. 
      Diesmal aber drohten ihnen protestierende Frauen und leere Konzertsäle - 
      die Herren Musiker bekamen Fracksausen. Eine Krisensitzung folgte der 
      nächsten und am 27. Februar 1997 trat dann Wolfgang Schuster vor die 
      Presse: „Bin ich gut frisiert?....s.o. Als erste Frau in ihrer Geschichte 
      nahmen die Wiener Philharmoniker 1997 die Harfenistin Anna Lelkes in ihren 
      Privatverein auf – und das wurde auch höchste Zeit, denn die Ungarin hatte 
      schon 26 Jahre lang im Orchester mitgespielt, ohne an dessen Einnahmen 
      fair beteiligt zu werden. Die damals 58-Jährige schaffte es aufs 
      Titelblatt der New York Times und gab der Zeitung „Salzburger Nachrichten“ 
      ihr erstes und letztes Interview – denn die Philharmoniker untersagten ihr 
      danach sämtliche Pressegespräche. Hier einige Auszüge: „Ich wurde zum 1. 
      Jänner 1971 in der Staatsoper engagiert und drei Jahre später, 1974, wurde 
      ich bei den Philharmonikern in die Arbeitsgemeinschaft aufgenommen - ohne 
      Titel und geheim. Ich war in keinem Programmheft. Ich existierte bis zum 
      gestrigen Tag nicht. Und sie haben immer wieder behauptet - vor meiner 
      Nase! - sie hätten keine Frau……Bei der letzten Versammlung, das war 
      wirklich nicht schön. Ich habe sehr darunter gelitten, was ich mir dort 
      alles anhören musste. Da sagte jemand: ,Bei den Sängerknaben sind auch 
      keine Frauen und bei den Lippizanern auch keine Schweine…“ Die Harfenistin 
      sitzt am Orchesterrand, aber wie willkommen sind eigentlich Musikerinnen 
      mitten unter den Herren? Die Wiener Bratschistin Gertrude Rossbacher 
      wollte es wissen – und bewarb sich als erste Frau im April 1997. Sie hatte 
      an der Wiener Musikakademie studiert und spielte schon viele Jahre beim 
      besten deutschen Orchester, den Berliner Philharmonikern. Zehn Jahre 
      später rufe ich Gertrude Rossbacher in Wien an. Sie ist sofort beunruhigt 
      und sagt: „Das war damals so was von schrecklich, so was von unfair - ich 
      möchte nicht mehr daran denken, geschweige denn öffentlich darüber reden.“ 
      Was war geschehen? Die Orchesterleitung hatte Gertrude Rossbacher ihre 
      Bewerbung umgehend zurückgeschickt: sie sei mit 35 Jahren zu alt, Bewerber 
      dürften maximal 30 sein! Warum unter diesen Bedingungen der 32-jährige 
      Bratscher Christian Frohn engagiert werden konnte, das bleibt wohl ein 
      Männergeheimnis. Im Wiener Kaffeehaus Sperl treffe ich den 
      österreichischen Grünen-Abgeordneten Wolfgang Zinggl. Er hatte kurz vor 
      Weihnachten letzten Jahres öffentlich Bilanz zum Thema: „Zehn Jahre Frauen 
      bei den Wiener Philharmonikern“ gezogen: „Naja ich muss gestehen, dass ich 
      einigermaßen enttäuscht bin, wenn man bedenkt, dass sie 97, die 
      Philharmoniker versprochen haben, dass jetzt ersten Frauen aufgenommen 
      können und daher auch aufgenommen werden – denn das können und das werden, 
      sind ja noch mal zwei verschiedene Dinge. Damals wurde die Harfenistin 
      aufgenommen, die war ja schon 25 Jahre mit Arbeitsverträgen im Orchester, 
      aber nicht offizielles Mitglied der Wiener Philharmoniker. Dann hatten sie 
      eben eine Frau und wenn wir uns das Bild heute anschauen, dann ist es noch 
      immer eine Frau. Es ist zwar eine andere, weil die in der Zwischenzeit in 
      Pension gegangen ist. Aber letztendlich ist die Quote noch immer bei 0,8 
      Prozent. Es gibt praktisch keine Quote. Während die Wiener Philharmoniker 
      beim Neujahrskonzert im Drei-Viertel-Takt geigen, blasen und trommeln, 
      schwelgt die Kamera des österreichischen Fernsehens in der überbordenden 
      Blumenpracht des Wiener „Goldenen Saals“. Plötzlich ist kurz die Geigerin 
      Isabelle Caillieret-Baillot im Bild, wenig später die Bratschistin Ursula 
      Plaichinger – beide sind im Wiener Staatsopernorchester engagiert, bei den 
      Wiener Philharmonikern sind sie lediglich zu Gast. Seit 1997 stellte die 
      Wiener Staatsoper 35 Musiker und sechs Frauen ein. Von diesen sechs fielen 
      zwei durch das Probejahr, vier wurden fest engagiert: eine Harfenistin und 
      drei Streicherinnen. Üblicherweise werden Musiker, wenn sie drei Jahre an 
      der Staatsoper gespielt haben, in den Verein der Wiener Philharmoniker 
      aufgenommen. Sie erhalten dann zusätzlich zu ihrem staatlichen Gehalt ein 
      zweites von den Philharmonikern und haben Anspruch auf eine 
      Philharmoniker-Pension. Bisher kam lediglich eine Frau, die Harfenistin 
      Charlotte Balzereit - als Nachfolgerin Anna Lelkeschs -, in den Genuß 
      dieser finanziellen Vorzüge. Die drei Streicherinnen dagegen wurde nicht 
      in den Philharmoniker-Verein aufgenommen. Arbeiten müssen sie aber alle 
      gleich viel. Doch nicht nur Frauen haben es schwer, sagt William Osborn: 
      „Warum ist es in den letzten zehn Jahren die Staatsoper und Philharmoniker 
      ungefähr 35 Männern Stellen gegeben und nur einer ist gekündigt, das ist 
      ein Japaner, der Tuba gespielt hat. Ist das nicht bisschen komisch? Man 
      sollte erklären, die Wiener Philharmoniker hat diese Ideologie, dass nur 
      weiße Leute im Orchester sein sollten, keine Asiaten, weil diese Leute 
      würden das Orchesterbild stören, sehen nicht mehr wie ein echtes 
      österreichisches Orchester aus. Wolfgang Zinggl: „Die Wiener 
      Philharmoniker bekommen Gelder über die Subventionen für die 
      Philharmoniker: 2,2 Millionen, dann über die komplette Finanzierung der 
      Staatsoper, des Orchesters der Staatsoper, dann über die Ausschüttung des 
      Staates bei den Salzburger Festspielen und diverse zusätzliche Einnahmen, 
      braucht man jetzt nicht alles aufzählen, also diverses, das heißt der 
      Staat subventioniert zu einem Großteil das Orchester und wir wollen, dass 
      das dort mit ordentlichen Dingen zugeht. Und daran hat nicht nur der 
      Grünen-Politiker Wolfgang Zinggl berechtigte Zweifel – allein die Art und 
      Weise, wie das Wiener Edel-Orchester erst kürzlich die Geigerin Iva 
      Nikolova durch ihr Probejahr fallen ließ, gibt dazu einigen Anlaß. Iva 
      Nikolova hat mir ihre ganze Geschichte erzählt. Doch daraufhin setzen ihre 
      Orchesterkollegen sie derart unter Druck, dass sie mich bat, nur die 
      positiven Stellen ihres Interviews zu verwenden. Die Erste Geigerin 
      fürchtet, aufgrund der guten Kontakte der Philharmoniker in der 
      Orchesterszene nirgends mehr engagiert zu werden. Von unserem 
      zweistündigen Gespräch ist nicht viel übrig geblieben. Die heute 
      37-jährige Bulgarin studierte in Wien Geige, spielte zehn Jahre im 
      Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester und gewann 2004 ein Probejahr 
      bei den Ersten Geigern an der Wiener Staatsoper – und durfte somit auch 
      bei den Wiener Philharmonikern spielen. Iva Nikolova: „Ich hab das 
      wirklich kaum fassen können, wie das wie ein Wunder passiert ist und daß 
      ich jetzt bei diesem hervorragenden Orchester spielen darf. Das war für 
      mich wirklich was Unfassbares, das war wahrscheinlich der glücklichste Tag 
      in meinem Leben. Iva Nikolova beginnt im Sommer 2005 und lernt 50 Opern 
      und 20 Ballette. Sie probt vormittags drei Stunden mit dem Orchester, 
      nachmittags bei sich Zuhause. Abends spielt sie in der Wiener Staatsoper 
      mehrstündige Aufführungen, wenn sie nicht mit den Wiener Philharmonikern 
      auf Tournee ist, die geben bis zu 100 Konzerte im Jahr weltweit. Einen 
      Sommer später entscheidet die Probejahrjury, Iva Nikolova nicht fest zu 
      engagieren. William Osborn: „Was sehr merkwürdig am Fall von Frau Nikolova 
      ist: während des ganzen Probejahrs niemand hat ihr erwähnt, dass es 
      Probleme gibt. Und neue Musiker in den Philharmonikern bekommen einen 
      Mentor, der ihnen hilft, den Wiener Stil zu lernen, dass sie gut mit 
      Kollegen paßt – aber niemand hat das geringste Problem zu Frau Nikolova 
      oder ihr Mentor erwähnt und plötzlich ist es zu dieser Wahl gekommen und 
      die Leute haben gegen sie gestimmt. Das ist sogar ungesetzlich, wenn 
      jemand gekündigt ist, sie müssen zuerst eine Warnung bekommen, was die 
      Probleme sind und genug Zeit haben, die Probleme zu heben. Regina 
      Himmelbauer: „Also wenn irgendwie nicht an der Qualifikation gerüttelt 
      werden kann, und das hab ich bisher nicht von der Frau Nikolova gehört, 
      dann sagt man einfach: Sie passt einfach nicht zu uns. Das ist so nicht 
      greifbar. Aber was heißt das: Sie passt nicht zu uns? Sie hat das 
      Potential, auch im Wienerischen überzeugt, sie hat Erfahrung im 
      Orchesterspiel und des, was man ihr laut ihren Schilderungen vorgeworfen 
      hat, dass sie zu laut spielt, und ich denk mal, das ist das Einfachste, 
      was zu korrigieren gewesen wäre. Ich weiß nicht, mir ist das ein großes 
      Rätsel, was da wirklich gelaufen ist.“ Regina Himmelbauer und William 
      Osborn haben den Umgang mit Iva Nikolova genau verfolgt. Obwohl zwei 
      Drittel ihrer direkten Kollegen, die Ersten Geiger, weiter mit ihr 
      zusammenarbeiten wollten, erlaubte die übergeordnete Probejahrjury nicht 
      einmal ein durchaus übliches zweites Probejahr. Wortführer gegen die Frau 
      aus Bulgarien war zum einen der Geschäftsführer Dieter Flury, der 1996 
      gesagt hatte, die Art wie die Philharmoniker musizierten, ließe sich nicht 
      von Geschlecht und Herkunft trennen. Zum anderen agitierte 
      Orchesterdirektor Werner Resel gegen sie. William Osborn: „Werner Resel 
      hat sogar einen Brief geschrieben und es in der Garderobe der Ersten 
      Geiger aufgehängt und gesagt: Alles weiteren Diskussion über dieses Thema 
      ist verboten. Und in 1997, als es große Proteste gegen die 
      Frauenfeindlichkeit der Philharmoniker gegeben hat, hat Herr Resel sogar 
      gesagt: Wir werden lieber das Orchester auflösen, als Frauen reinzulassen. 
      Und hier ist er zehn Jahre später und er verbietet, dass das Thema auch 
      diskutiert ist.“ Außerdem änderte der Orchesterdirektor die 
      Probespielordnung der Wiener Staatsoper so, dass Iva Nikolovas neuerliche 
      Bewerbung auf ihre eigene, inzwischen neu ausgeschriebene Stelle ungültig 
      wurde. Die Geigerin ging an die Öffentlichkeit und es gab ordentlich Krach 
      im Orchester. Mitte Dezember letzten Jahres schaltete sich endlich der 
      oberste Orchesterchef, Staatsopernintendant Ioan Holender, ein. Er 
      erklärte im österreichischen Fernsehen: „Man kann nicht am 30. November 
      etwas melden, und das hat mir der Orchesterinspektor bestätigt und das 
      dann rückwirkend für den 7. November geltend machen. Das stinkt!“ Ioan 
      Holender versprach kurz vor Weihnachten, sich mit Iva Nikolova zu treffen 
      – was bis heute nicht geschehen ist. Und jetzt würde es auch nichts mehr 
      nützen, denn seit Beginn dieses Jahres gilt tatsächlich Werner Resels neue 
      Probespielordnung: Musiker, die durch das Probejahr fallen, dürfen sich 
      drei Jahre lang nicht bewerben. Fazit: Zehn Jahre nach der Zulassung von 
      Frauen sieht es so aus, als hätten Musikerinnen immer noch wenig Chancen, 
      vom Orchester der Wiener Staatsoper und der Wiener Philharmoniker fair 
      behandelt zu werde
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